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01.09.2014, 09:50 Uhr

Wie sicher sind die Atomkraftwerke in der Ukraine?

Münster – Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland spitzt sich weiter zu. Während die EU über eine weitere Verschärfung der Sanktionen gegen Russland nachdenkt, wachsen auch die Sorgen hinsichtlich der Sicherheit der Atomkraftanlagen in der Ukraine.

Zwar erklärte das Bundesumweltministerium in der vergangenen Woche, dass derzeit keine unmittelbare Gefährdung der ukrainischen Atomanlagen durch den Konflikt erkennbar sei, doch das Thema beschäftigt die Experten. Der WDR-Energiefachmann Jürgen Döschner hat sich auf eine Reise zu den Atomkraftwerken (AKW) in der Ukraine begeben und dort mit den Verantwortlichen gesprochen.

Saporischschja: Die größte Atomenergieanlage in Europa

Nur rund 200 Kilometer von den umkämpften Gebieten in der Ostukraine steht die größte Atomanlage Europas. Die sechs Reaktorblöcke der Anlage mit einer Gesamtleitung von rund 5.700 Megawatt (MW) Erzeugungsleistung ziehen sich über viele hundert Meter entlang des Kachowkaer Stausees. Die Dimension der Anlage war vielen Kritikern schon immer suspekt, doch in diesen Tagen wird selbst Fachleuten der Atombranche mulmig beim Gedanken an Saporischschja, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Zur Deckung der Hälfte des ukrainischen Strombedarfs gäbe es neben drei weiteren Atomanlagen über 30 zu schützende sensible Orte in der Ukraine, so Döschner im Interview mit dem WDR.

Kiew fordert schon länger Unterstützung

Im Frühjahr dieses Jahres habe bereits eine bewaffnete Gruppe in der Nacht versucht, in die Atomenergieanlage einzudringen. Die Polizei konnte diese Attacke in letzter Minute verhindern. Die Hintergründe des Angriffs seien bislang unklar, heißt es bei der Süddeutschen Zeitung. Die Regierung in Kiew sorge sich deshalb schon länger um die Sicherheit der Anlage in Saporischschja und habe sogar schon die Nato um Beistand gebeten. Das westliche Militärbündnis entsandte erstmals im April Experten, um den Schutz der Atomkraftwerke (AKW) sicherzustellen.

Sind die Sorgen berechtigt?

Nach Meinung von Döschner sei der Krieg zwar weit weg, man könne ihn aber auch in Saporischschja deutlich spüren. Das ukrainische Militär sei direkt um das Kraftwerk zu dessen Sicherung stationiert. Neben den Reaktoren als mögliche Anschlagsziele stellten demnach vor allem die verbrauchten Brennstäbe die größte Gefahr dar. Diese würden unter freiem Himmel neben den Reaktorblöcken in Spezial-Behältern gelagert. Zwar hätte wohl niemand Interesse an einer nuklearen Katastrophe, aber Möglichkeiten, dass etwas schief gehen kann, zeigt die Vergangenheit zur Genüge. In einem Konflikt wie in der Ukraine könne vieles zum Auslöser einer nuklearen Katastrophe werden. Dabei seien Anschläge gar nicht die einzige Möglichkeit. Ein unabsichtlicher Beschuss oder eine Unterbrechung der externen Stromversorgung - wie im Falle Fukushimas - sind nicht unwahrscheinliche Risiken, so Döschner. Nicht zuletzt habe der Abschuss der Maschine der Malaysian Airlines bewiesen, zu was ein solcher Konflikt führen kann.

Atomkraftwerke in der Ukraine

In der Ukraine gibt es 15 Reaktorblöcke in vier verschiedenen Atomkraftwerken. Die Gesamtleistung dieser Anlagen beträgt mehr als 13.000 MW. Die erzeugte Energiemenge lag 2012 bei knapp 85 Milliarden Kilowattstunden. Dies entsprach einem Anteil an der gesamten Stromerzeugung von rund 46 Prozent. Die Reaktoren gingen in der Zeit zwischen 1978 bis 2006 an das Stromnetz. Das mittlere Alter beträgt dabei 25 Jahre.

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