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17.08.2021, 10:15 Uhr

Analyse: Deutschland vor höchstem Anstieg der Treibhausgasemissionen seit 1990

Berlin - Berechnungen von Agora Energiewende zeigen, dass die Treibhausgasemissionen von Deutschland 2021 gegenüber dem Vorjahr 2020 deutlich ansteigen und nur noch um 37 Prozent unter dem Niveau von 1990 liegen. Das deutsche Klimaziel von 2020 würde so in diesem Jahr wieder verfehlt werden.

Basierend auf einer Analyse der Emissionsdaten von Energiewirtschaft, Gebäuden, Verkehr, Industrie und Landwirtschaft im ersten Halbjahr 2021 durch Agora Energiewende, ist 2021 ein deutlicher Anstieg der Treibhausgasemissionen zu erwarten. Mit dem höchsten Anstieg der Treibhausgasemissionen seit 1990 würde Deutschland wieder deutlich hinter das Klimaziel 2020 von 40 Prozent Emissionsminderung zurückfallen.

Deutschland 2021 vor höchsten Anstieg der Treibhausgasemissionen seit 1990

Mit dem voraussichtlichen Anstieg der Treibhausgasemissionen 2021 um rund 47 Millionen Tonnen CO2 (Mio. t CO2) gegenüber dem Vorjahr steht Deutschland vor dem größten Anstieg von Treibhausgasemissionen seit dem Klimareferenzjahr 1990.

Die von Agora Energiewende vorgenommene Schätzung der deutschen Klimabilanz für das erste Halbjahr 2021 bildet den Mittelwert zweier Szenarien ab: Auf Grundlage eines Minimal- und einem Maximal-Szenarios wurden die Emissionsentwicklungen für jeden Sektor hochgerechnet. In den Szenarien steigen die nationalen Treibhausgasemissionen zwischen 20 und 73 Mio. t CO2 gegenüber 2020 an. Insgesamt liegen Deutschlands Emissionen damit zum Jahresende zwischen 760 und 812 Mio. t CO2. Das entspricht einer Minderungsbandbreite um 35 bis 39 Prozent bzw. im Mittel um 37 Prozent gegenüber 1990. Deutschland würde damit wieder deutlich hinter das Klimaziel 2020 von 40 Prozent Emissionsminderung zurückfallen. Bis auf die Landwirtschaft weisen allen anderen Sektoren nach den Berechnungen von Agora Energiewende 2021 wieder einen deutlichen Emissions-Anstieg auf.

Der Anstieg der Treibhausgasemissionen zeige, dass der vermeintliche Erfolg von 40 Prozent Emissionsminderung im letzten Jahr kein wirksamer Klimaschutz, sondern eine Eintagsfliege war, bedingt durch Corona und Sondereffekte, so Agora Energiewende Direktor Dr. Patrick Graichen. Mit dem jetzigen Anstieg sei ein Sofortprogramm mit wirksamen Klimaschutz-Maßnahmen quer durch alle Sektoren nicht nur notwendig, sondern auch rechtlich zwingend, so der Agora-Chef weiter. Laut Klimaschutzgesetz verpflichtet die Verfehlung der Sektorenziele zur Umsetzung eines Sofortprogramms, das dem Emissionsanstieg entgegenwirkt.

Anstieg der fossilen Stromerzeugung lässt CO2-Emissionen der Energiewirtschaft stark steigen

Den Anstieg der Emissionen aus der Energiewirtschaft schätzt Agora insgesamt auf etwa 30 Mio. t CO2. Gründe dafür sind zum einen der verstärkte Einsatz von fossilen Kraftwerken, nachdem sich die Stromnachfrage wieder erholt hat, zum anderen fällt bei den erneuerbaren Energien der Beitrag der Windenergie witterungsbedingt deutlich niedriger aus. Im ersten Halbjahr haben Kraftwerke den Vorjahreswert bereits um 20 Mio. t CO2 übertroffen.

So zeigt die IWR-Auswertung (Stand: 05.07.2021) der Daten der europäischen Übertragungsnetzbetreiber Entso-E in den ersten sechs Monaten 2021 einen Anstieg der Einspeisung von Braunkohlestrom um 42 Prozent auf rd. 48 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh). Strom aus Steinkohle steigt um 53 Prozent auf rd. 21 Mrd. kWh und Gasstrom um 14 Prozent auf rd. 30 Mrd. kWh. Demgegenüber geht die Einspeisung von Windstrom witterungsbedingt gegenüber dem Vorjahr um etwa 20 Prozent auf rd. 59 Mrd. kWh zurück. Die Stromeinspeisung aus Solarenergie kann gegenüber dem ersten Halbjahr 2020 um rd. 4 Prozent auf 26 Mrd. kWh zulegen.

Gebäude, Verkehr und Industrie werden Sektorenziele verfehlen

Im Gebäudebereich ist nach dem langen und kalten Winter ebenfalls mit steigenden Emissionen zu rechnen. Agora rechnet mit einer Zielverfehlung um rund 7 Mio. t CO2. Schon 2020 war dies der einzige Sektor, der sein Klimaziel trotz Corona verfehlt hatte.

Im Verkehrssektor müssten die Emissionen gegenüber dem Vorjahr sinken, damit das Klimaziel erreicht wird. Dies ist angesichts des durch Corona bedingten außergewöhnlich niedrigen Verkehrsaufkommens 2020 jedoch unwahrscheinlich. Agora geht aufgrund der Normalisierung des Verkehrs von einem Emissionsanstieg von bis zu 10 Mio. t CO2 aus.

Mit dem Wiederhochfahren der industriellen Produktion ist auch eine Verfehlung des Industrie-Sektorziels um rund 8 Mio. t CO2 wahrscheinlich. Allein die Landwirtschaft ist kaum von der Corona-Krise beeinflusst. Hier erwartet Agora eine Trend-Fortschreibung und entsprechend einen leichten Emissionsrückgang.

Quelle: IWR Online

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