30.03.2000 |
Stromversorger VEAG in
existenzbedrohender Krise
Zur Krise des ostdeutschen
Stromversorgers Veag erklärt der Sprecher der F.D.P.-Bundestagsfraktion
für die neuen Länder, Jürgen TÜRK:
Ein Riese wankt: Der Stromversorger
Veag, mit 20 000 Arbeitsplätzen zweitgrößter Betrieb in
den neuen Bundesländern, ist in eine existenzbedrohende Krise geraten.
Auf Weisung der Brüsseler Wettbewerbshüter müssen sich die
beiden jetzigen Haupteigner, Veba-Viag und RWE-VEW, aus dem Unternehmen
zurückziehen. Das ist von vielen erwartet worden. Wohl auch von den
Eignern selbst, denn sie zögerten seit Monaten, das von ihnen versprochene
Stabilisierungsmodell für den angeschlagenen Versorger in die Tat
umzusetzen. Warum sollten sie Milliarden für ein Unternehmen lockermachen,
das womöglich bald zu einem Konkurrenten werden würde?
Auch Bundeswirtschaftsminister
Werner Müller hätte dies eigentlich klar sein müssen. Trotzdem
setzte er bis zuletzt auf eine innerdeutsche Lösung und konnte sich
nicht dafür erwärmen, andere Bewerber, zum Beispiel die Southern
Company (USA), mit ins Boot zu nehmen.
Dabei hatte man von Anfang
an den Eindruck, dass die westdeutschen Stromkonzerne in der Veag nur ein
ungeliebtes Kind sahen. Sie adoptierten es, weil sie andere Wettbewerber
von der "Stromkrippe" fernhalten wollten. Entsprechend stiefmütterlich
behandelten sie die Veag. So zwangen sie ihr nicht marktgerechte Vorliefer-Verträge
auf: Die Veag musste lange 18 Pfennig pro Kilowattstunde Strom an ihren
Aktionär Preussen-Elektra zahlen, den sie nur zu 6 Pfennig weiterverkaufen
konnte. Erst als kleinere Aktionäre wie Bewag und VEW gegen diese
Praxis, die der Veag schwer geschadet hat, im Februar diesen Jahres Sturm
liefen, wurde sie eingestellt.
Will die Bundesregierung
verhindern, dass der ostdeutsche Stromversorger jetzt vollends ausblutet,
muss sie sofort handeln. Es ist in möglichst kurzer Frist ein anderer
Eigner für die Veag zu finden. Die abwartende Haltung von Bundeswirtschaftsminister
Müller hat das Problem eher ver- als entschärft. Jetzt geht es
um Schadensbegrenzung. Denn eines ist klar: Politisch kann es sich die
Bundesregierung nicht leisten, einen der größten ostdeutschen
Betriebe, der zwar jetzt defizitär ist, aber in einigen Jahren gewinnbringend
arbeiten wird, den Bach heruntergehen zu lassen.
Quelle: F.D.P. Bundestagsfraktion |